Frankfurt bekommt eine Bob-Anschiebebahn und die Eintracht eine kuriose Abteilung. Fan- und Förderabteilung will beim Weltcup anfeuern.
Die Mainmetropole wurde bis vor zwei Jahren mit dem Bobsport noch nicht in Verbindung gebracht. Daher war Eintracht-Präsident Mathias Beck eher amüsiert, als ihm sein damaliger Vizepräsident Dieter Burkert eröffnete, der Verein werde bald eine entsprechende Abteilung haben. „Ich dachte, er macht einen Witz“, erinnert sich Beck. Doch weit gefehlt. Am Montag stellte die Eintracht ihr Projekt einer Bob-Anschiebebahn auf der Bezirkssportanlage und dem Bundesstützpunkt des Deutschen Leichtathletik Verband in Frankfurt in der Hahnstraße vor.
Einen Hessischen Bob- und Schlittensportverband gibt es schon ziemlich lange, seit 2012 heißt dessen Präsidentin Erica Fischbach. Die gebürtige Wiesbadenerin war Anfang der 90er Jahre selbst als Anschieberin aktiv. Der Sport zeichnet sich dadurch aus, dass es Wettkämpfe nur im Winter gibt und das Grundlagentraining dafür im Sommer absolviert wird und dem der Leichtathletik ähnelt. Es geht um Sprintqualitäten, Schnellkraft und Kraft. Doch um das Anschieben perfekt trainieren zu können, braucht man eine spezielle Bahn, die es bislang in Hessen noch nicht gibt.
Die 15 Kader Athletinnen und Athleten der Eintracht Frankfurt müssen derzeit bis ins thüringische Oberhof fahren, um auch im Sommer das Anschieben simulieren zu können. Fischbachs jahrzehntelange Bemühungen um eine Anschiebebahn waren in Wiesbaden nicht von Erfolg gekrönt, in Frankfurt hingegen schon. Auch weil sich der Hessische Leichtathletikverband dafür einsetzte. Denn im Umfeld der anderen leichtathletischen Trainingsstätten in der Hahnstraße wirkt eine Anschiebebahn nicht mehr ganz so kurios.
Das Bauvorhaben soll rund 800.000 Euro kosten, wobei das Land Hessen 325.000 Euro und die Stadt Frankfurt rund 165.000 Euro zur Finanzierung beisteuern, Eintracht Frankfurt trägt mit rund 300.000 Euro die Restkosten. Es sei sicherlich „das exotischste, was wir aktuell im Angebot haben“, sagt Eintracht-Präsident Beck. Der Verein denkt auch daran, seinen vielen Mitgliedern etwas zu bieten. So habe etwa die Fan- und Förderabteilung mit ihren rund 120 000 Mitgliedern vor, Im bevorstehenden Winter werden zwei Busladungen voller Fans zu einem Bob-Weltcup fahren, um die exotische Eintracht-Abteilung vor Ort anzufeuern.
Für die Bobsport-Mitglieder der Eintracht hingegen entfallen künftig viele Fahrten. Bobpilot Christoph Hafer, der in Peking 2022 Olympiabronze gewann, spricht von „einem echten Mehrwert“. Schließlich entfalle künftig die fast dreistündige An- und Abreise, um das Anschieben trainieren zu können. Statt alle drei Wochen soll Anschieben dann wöchentlich auf dem Trainingsplan stehen.
Noch ist nicht ganz klar, wann der erste Simulationsschlitten in der Hahnstraße angeschoben wird. Zwar soll die Bauzeit für die 75 Meter lange Anlage, die an eine riesige Halfpipe erinnert und einen mehr als vier Meter hohen Bremshügel erhält, nur etwa drei Monate betragen. Im Frühjahr aber, hofft Fischbach, soll es so weit sein.
@u.a. Teilauszüge 23.09.2024 Frankfurter Rundschau
Fotos Eintracht Frankfurt e.V.
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